AUS DER PRAXIS
Augmented
Reality
in der
Schmiedeindustrie:
Möglichkeiten
und Grenzen
Die Beherrschung
der aktuellen
Anlagentechnik
– auch und gerade
im Bereich
der
Massivumformung
– erweist
sich als eine
immer
kompliziertere
Aufgabe.
Daher
ist zu
hinterfragen,
ob alle Personen,
die an Entwicklung,
Wartung
oder Reparatur
solcher
Maschinen
beteiligt
sind, jederzeit
jedem
Aspekt
und allen Eventualitäten
ihrer Arbeit
gewachsen
sind. Augmented Reality
(AR) mit seiner Methodik
ist auf dem Weg,
hierzu
eine wesentliche
Unterstützung
zu
leisten.
AUTOR
Dipl. Wirt.-Ing.
Martin Plutz
ist Gründer und Geschäftsführer
der oculavis GmbH in Aachen
Montagmorgen,
06:30 Uhr. Die Schmiedepresse
steht und
keiner weiß, warum. Hektik
macht sich breit und die Servicerufnummer
des Herstellers
wird bemüht,
um nach Hilfe zu suchen.
Nachdem
das Problem
nach einstündigem
und lautstarkem
Telefonat
nicht gelöst werden
konnte, müssen
Bilder
vom Ort
des Geschehens
erst erstellt
und daraufhin
per Email ausgetauscht
werden,
um mehr Informationen
über die Problemursache
zu erhalten.
Um 14:30 Uhr nachmittags
entscheidet
man
sich, einen Servicetechniker
auf die Reise
zu schicken, um das
Problem
persönlich
zu begutachten
und zu lösen.
Nach sechs
Stunden
Autofahrt
kommt der Techniker
abends im Hotel an
und bereitet
sich auf den Einsatz
am nächsten
Morgen
vor,
um festzustellen,
dass die Problemursache
leicht zu beheben
gewesen
wäre, nun aber das entscheidende
Ersatzteil
fehlt.
Nachdem
ein Eilkurier
das Bauteil
anliefert,
kann der Experte
die Presse
nach 36 Stunden
Stillstand
reparieren.
Diese Situation
mag dem ein oder anderen
trotz der etwas
überspitzt
beschriebenen
Darstellung
bekannt
vorkommen.
Mit
Hilfe von Augmented
Reality
und mobilen
Endgeräten
wie Datenbrillen
oder Tablets und Smartphones
kann der geschilderte
Ablauf
schon heute der Vergangenheit
angehören.
Warum also
reisen,
um Probleme
an Maschinen
und Anlagen
zu begutachten
oder zu beheben?
Bidirektionale
Video-
und Audioverbindungen
zwischen
einem Mitarbeiter
an der Maschine
vor Ort
und einem Serviceexperten
beim Hersteller
kann viele Problemursachen
durch Remote
Support klären
und im Idealfall
direkt lösen. Der Vorteil
ist, dass alle Beteiligten
in Echtzeit
genau
über das gleiche sprechen
und so Fehlinterpretationen
bei
einem Telefonat
oder zeitversetztem
E-Mail-Verkehr
vermieden
werden
können.
Datenbrillen
bieten
dabei
den Vorteil,
dass ihr
Träger
beide
Hände frei hat, um den Anweisungen
des Experten
zu folgen. Augmented-
Reality-Überlagerungen
helfen,
die Aufmerksamkeit
des Mitarbeiters
vor Ort auf die richtigen
Stellen
zu lenken.
Zudem
bieten
Screenshots
oder Videomitschnitte
für den Maschinenhersteller
die Möglichkeit,
die Problemlösung
zu dokumentieren,
um zum Beispiel
beim Wiederauftreten
des
Problems
– auch bei einem anderen
Kunden
– die Lösung
bereits
vorliegen
zu haben. Maschinen-
und Sensordaten
lassen
sich ebenfalls
anbinden
und auf allen beteiligten
Endgeräten
visualisieren,
um zum Beispiel
für eine Fehlerdiagnose
zu unterstützen.
Einen ersten
Eindruck
der beschriebenen
Funktionalitäten
bietet
Bild 1.
40
massivUMFORMUNG | MÄRZ 2019